Bach:Städte

Joh: Seb: Bach hat den Mitteldeutschen Raum kaum verlassen, eine der weitesten belegten Reisen führte ihn 1705/06 während seiner Arnstädter Zeit zu Dieterich Buxtehude nach Lübeck. Als Bach sich mit seiner Familie 1723 in Leipzig niederließ, war er durchaus herumgekommen: geboren in Eisenach, aufgewachsen in Ohrdruf und Lüneburg, Anstellungen in Weimar, Arnstadt, Mühlhausen, dann abermals Weimar und schließlich Köthen.

Eisenach
In Eisenach ist das 1906 eröffnete und 2006/2007 erweiterte Bachhaus ein wichtiger Anziehungspunkt. Die neue Ausstellung im großzügigen Anbau führt sehr detaillreich, anschaulich und multimedial in die Musik Bachs und ihre theoretischen Grundlagen ein.

Ohrdruf
Die Kirche St. Trinitatis in Ohrdruf, an der Sebastians Bruder Christoph die Orgel spielte, ist regelmäßig Station des mdr-Musiksommer mit großartigen Konzerten im Rahmen der Reihe Bach und seine Städte.

Im Juni 2010 finden erstmals die Bachtage Ohrdruf statt. Höhepunkt ist ein Konzert mit cantus cölln unter der Leitung von Konrad Junghänel. Zur Aufführung kommen unter anderem Werke aus dem Altbachischen Archiv. Diese Sammlung von  Motetten, Chorliedern und Kantaten älterer Mitglieder der Familie Bach aus der Zeit etwa zwischen 1650 und 1700 stellte  Johann Ambrosius Bach zusammen und wurde von seinem Sohn Johann Sebastian fortgeführt. In besonderem Umfang sind Werke von Johann Christoph Bach und Johann Michael Bach , den beiden in Arnstadt geborenen Söhne von Heinrich Bach, vertreten. Johann Michael war nicht nur Gr0ßvetter von Johann Sebastian, sondern auch sein Schwiegervater. Allerdings erlebte dieser die Hochzeit nicht mehr.

Lüneburg
Die Lateinschule St. Micheaelis blickte zu Bachs Schulzeiten schon auf eine 100-jährige Tradition zurück und war ein ausgezeichneter Lernort für den begabten Schüler.

Arnstadt
nach einem kurzen Aufenthalt in Weimar fand Joh.Seb:Bach hier seine erste Anstellung als Organist. Arnstadt ist die Stadt unter den Bach-Städten, in der Sebastian und seine Familie besonders viele greifbare Spuren hinterlassen haben. Umfangreich, informativ und multimedial ist die Bach-Ausstellung im Schlossmuseum. Beeindruckend die Wenderorgel in der Bachkirche, Bachs erste Orgel als Organist.

In Arnstadt finden das ganze Jahr über regelmäßig Konzerte und Konzertreihen statt, die unmittelbar oder mittelbar im Zusammenhang mit Bach stehen: im März und April rund um Ostern die Thüringer Bachwochen und das Bachfestival Arnstadt , der Thüringer Orgelsommer im Juli, der mdr-Musiksommer mit der Reihe “Bach und seine Städte” ebenfalls im Juli, die Arnstädter Cellotagen im September und schließlich die Arnstädter Bach:Weihnacht jeweils am Wochenende des 1. Advents.

Dornheim
Gut zwei Kilometer vor den Toren Arnstadts liegt das Dorf Dornheim. Es ist auch heute noch schön und bequem zu Fuß zu erreichen: vom Fischtor im Westen des Schloßgartens über einen Weg, der hinter dem Neuen Friedhof beginnt das weite Land.

Über diese Felder zog am 17.10.1707 eine fröhliche Hochzeitsgesellschaft: Sebastian und Maria Barbara Bach, eine Cousine zweiten Grades aus einer Gehrener Linie, machten sich auf zu heiraten. Kennengelernt hatten die beiden sich in Arnstadt. Sebastian hatte aber zur Zeit der Hochzeit schon eine Anstellung in Mühlhausen.

Die Wahl der Kirche St. Bartholomäi in Dornheim für die Feierlichkeiten war wohl geplant. Die halbe Verwandtschaft lebte in Arnstadt oder war es gewohnt hierher zu Familienfeiern zu kommen. Und Pfarrer Johann Lorenz Stauber wiederum, der das Paar traute, ein guter Freund Sebastians.

Mühlhausen
Im Juni 1707 tritt Joh:Seb:Bach seine zweite Organistenstelle in Mühlhausen an. Im April hatte er vorgespielt, im Mai hatte es verheerend gebrannt. Die beiden Hauptkirchen der Stadt St. Marien und Divi Blasii, in der Bach spielen sollte, blieben jedoch unbeschadet.

Mühlhausen liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Arnstadt. Die freie Reichs- und Hansestadt Mühlhausen war neben Erfurt zu Bachs Zeiten das bedeutendste Zentrum Thüringens. Imposant die Stadtanlage: 59 Türme von Kirchen und Stadttoren gaben der Stadt den Namen Mulhusia turrita – turmgeschmücktes Mühlhausen.

Für Bach sollte Mühlhausen ein Intermezzo bleiben.

Weimar
Immerhin neun Jahre vom Juni 1708 bis 1717 diente Bach am Hof unter den ungleichen Brüdern Wilhelm Ernst und Johann Ernst – und nach dessen Tod unter seinem Sohn Ernst August – als Hoforganist und Kammermusiker. Die unterschiedlichen Vorstellungen seiner Dienstherren über den Schwerpunkt der Hofmusik prägen die fruchtbare Weimarer Zeit: Johann Ernst und Ernst August fördern den modernen, gerade aufgekommene italienische Konzertstil. Wilhelm Ernsts große Leidenschaft liegt in der der Kirchenmusik.

Die Klassiker-Stadt hatte Bach etwas aus dem Blickfeld verloren, doch seit einiger Zeit nimmt auch Weimar ihn wieder verstärkt wahr. Nikolaus Harnoncourt konnte als Schirmherr für die Bach-Biennale Weimar gewonnen werden, die seit 2008 alle geraden Jahre stattfindet.

Köthen
Will man den Biografien glauben, dann verbrachte Bach in Köthen trotz des plötzlichen Todes seiner ersten Frau Maria Barbara hier besonders gute Jahre. Sein Arbeitgeber Leopold von Anhalt-Köthen (1794–1728) war jung und musikbegeistert. Er spielte selber Cembalo und Violine.

Zwischen Bach und Leopold entstand eine freundschaftliche Verbindung – Leopold war Taufparte Bachs frühverstorbenen Sohn Leopold – die auch nach Bachs Weggang nach Leipzig andauerte.

Leipzig
Die Thomaskirche in Leipzig ist das bauliche Synonym für das Leben und Werk Bachs. Hier wurden die großartigen Passionen uraufgeführt, in der Nikolaikirche und hier das Weihnachtsoratorium und zahlreiche Kantaten. Thomaskantor und Thomanerchor stehen bis heute weltweit für höchste musikalische Qualität.

Aber auch für das weltliche Musiklebens Leipzig war Bach von großer Bedeutung. Ab 1729 leitete Bach über zwölf Jahre das studentische Collegium musicum, das Georg Philipp Telemann 1701 gegründet hatte. Das Kammerorchester konzertierte winters im Zimmermann’schen Kaffeehaus und sommers im Garten vor dem Grimmaischen Thore. Das Bachische Collegium trat auch bei extraordinairen Veranstaltungen auf, zum Beispiel zu den Feiern zum Ratswechsel.

Das Bachische Collegium, wie es zu Bachs Zeiten bald hieß, war der Vorläufer des 1743 gegründeten Großen Concerts, das ab 1781 in den Gewandhauskonzerten bis heute seine Fortsetzung findet.

Es ist das bekannte Porträt von Elias Gottlob Haußmann (1695–1774) von 1746 das das Bach-Bild am meisten prägt: ein Mann von 61 Jahren, streng oder zumindest nicht besonders gutlaunig, vielleicht auch etwas enttäuscht.

Aber nicht weniger wird das Bach-Bild geprägt durch das 1895 entstandene Bach-Denkmal Carl Seffners (1867–1932), das seiner Entstehungszeit entsprechend monumental und Ehrfurcht gebietend gearbeitet ist.

Der Arnstädter Bach, der junge, wilde, auch widespenstige Bach, erzählt von einem anderen Lebensabschnitt und eröffnet spannende Blicke auf Leben und Werk. Bernd Göbels Denkmal ist ein lebhafter Gegenentwurf zu Carl Seffners monumentaler Darstellung.

Die Bach-Städte und Bach-Orte haben sich in der touristischen Arbeitsgemeinschaft BACH – eine Lebensreise zusammengeschlossen.


Traukirche DornheimLeopold von Anhalt-Köthen_undatiertJohann Sebastian Bach_Haußmann 1746
Schulmatrikel, St. Michaelis, Leopold, E.G.Hausmann-Porträt; Stadtarchiv Ohrdruf, Deutsche Fotothek, Burmester // Wikipedia Commons unter cc-by-sa